Der KI Trend Report 2025 – Die 16 Wichtigsten aktuellen Entwicklungen
2. Juli 2025
Kürzlich haben statworx und das AI Hub Frankfurt den AI-Trends Report 2025 veröffentlicht. Dieser beschreibt auf mehr als 100 Seiten die 16 wichtigsten KI-Trends des Jahres und erläutert detailliert ihre Folgen für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Die Trends sind in die fünf Kategorien Innovation & Transformation, Regulation & Investment, Education & Development, Technology & Progress sowie Corporates & Start-Ups eingeteilt. Zu den Trends werden begründete Erwartungen formuliert und Expert*innenmeinungen zitiert.
01 Innovation & Transformation
Trend 1 – AI Agents revolutionieren den Arbeitsmarkt:
Viele KI-Unternehmen arbeiten an KI-Agent*innen, welche zunehmend autonom Entscheidungen treffen und selbstständig mit ihrer Umgebung interagieren. Dadurch sollen viele Arbeitsschritte automatisiert werden können. Die Marktforscher*innen von Gartner AI Agents erwarten, dass bis 2028 ca. 15 % der täglichen Arbeitsentscheidungen selbstständig von diesen KI-Agent*innen getroffen werden.
Trend 2 – Low-Code und No-Code demokratisieren die Softwareentwicklung:
Aufgrund der Verfügbarkeit von Low-Code- und No-Code-Tools können auch Menschen mit geringen Programmierkenntnissen Software gestalten. Laut einer Schätzung von Gartner werden bis 2025 mehr als 70 % der Anwendungen mit Low-Code entwickelt. Hier lauert die Gefahr, dass grundlegende Programmierkenntnisse verloren gehen.
Trend 3 – KI gelingt der erste große wissenschaftliche Durchbruch:
KI ermöglicht neue Vorgehensweisen in Wissenschaft und Medizin, etwa die vereinfachte Diagnose von Krankheiten. Laut einer globalen Umfrage erwarten 95 % aller Forschenden, dass die KI die Wissensentdeckung beschleunigt. 72 % erwarten einen signifikanten Einfluss von KI auf ihr Fachgebiet.
02 Regulation & Investment
Trend 4 – Tech-Konzerne veröffentlichen „KI-Light-Versionen“ für den EU-Markt:
Die zusätzlichen Einschränkungen, welche der EU-AI-Act mit sich bringt, könnten Firmen dazu veranlassen, abgespeckte Versionen ihrer Modelle für EU-Länder zu veröffentlichen.
Trend 5 – Die KI-Investitionsblase platzt:
Viele KI-Unternehmen wie OpenAI oder Anthropic genossen im Jahr 2024 riesige Investitionen – trotz der Abwesenheit eines gewinnbringenden Geschäftsmodells. Der CEO von Databricks, Ali Ghodsi, sieht im KI-Markt aktuell eine Blase. Der Mangel an Umsatz, den KI-Unternehmen erzielen, sowie die steigenden Stromkosten aufgrund der erhöhten Nachfrage, könnten dazu führen, dass sich die im Jahr 2024 von 2,3 Milliarden auf 13,8 Milliarden US-Dollar gestiegenen Investitionen nach unten korrigieren.
Trend 6 – KI-Avatare prägen neue kreative und ethische Standards:
Stimmen, Bilder und ganze Videos lassen sich mittlerweile per KI generieren. Tools wie Synthesia ermöglichen es, digitalen Figuren die Mimik, Gestik und Stimme eines echten Menschen zu geben. Dies wirft natürlich ethische und auch rechtliche Probleme bezüglich Deepfakes und Urheberrecht auf. Auch die Kreativbranche steht aufgrund der neuen generativen Möglichkeiten vor einem großen Umbruch.
03 Education & Development
Trend 7 – Artikel 4 des AI Act fördert KI-Bildung in Unternehmen:
Der „AI Literacy“-Artikel des EU-AI Act verpflichtet Arbeitgebende, welche mit KI arbeiten, dazu, ihre Mitarbeitenden zu schulen, damit diese ausreichend Kenntnis über die Verwendung von KI-Programmen mitbringen. Bei Verstößen drohen Strafen von bis zu 7 % des Jahresumsatzes. Es ist also davon auszugehen, dass Unternehmen vermehrt in KI-Bildung investieren. Allerdings fehlen in Deutschland häufig Konzepte für die KI-Bildung. Laut Zahlen des Bitkom haben 80 % der deutschen Unternehmen keine umfassenden KI-Ausbildungsformate.
Trend 8 – Automatisierte KI-Lernplattformen demokratisieren Bildung:
Hochpersonalisierte KI-Lernplattformen wie Duolingo Max oder Scrible AI passen die Lerninhalte an die individuellen Bedürfnisse der Lernenden an. Initiativen wie TeachAI unterstützen Regierungen und Schulen bei der Integration von KI in den Lehrplan durch die Entwicklung sicherer und inklusiver Leitlinien. Auch das Lernen ganz ohne Lehrkräfte ist theoretisch möglich. Ein Beispiel hierfür ist das David Game College in London, in dem über KI-Plattformen und mit VR-Headsets gelernt wird.
Trend 9 – Conversational AI ersetzt Prompting:
Die klassischen Chatbots werden zunehmend zu echten Interaktionspartnern. Anstatt Prompts einzutippen, lassen sich durch Tools wie ChatGPT Voice, Claude oder Microsoft Copilot Konversationen mit den Chatbots führen. Die Art, wie wir mit KI-Modellen interagieren, könnte sich in naher Zukunft deutlich ändern. Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass KI-Modelle selbst bessere Prompts erzeugen können als Menschen. Conversational AI mit natürlicher Gesprächsführung wäre deswegen menschlicher und intuitiver.
04 Technology & Progress
Trend 10 – KI-Integration transformiert die User Experience:
Viele Nutzersysteme integrieren KI-Anwendungen für besseren Nutzerkomfort. Dies gilt für Sprachassistenten wie Google Gemini, aber auch für Betriebssysteme wie Windows oder macOS. Gerade Windows könnte in zukünftigen Versionen, wie Windows 12, tiefgehende KI-Funktionen anbieten und damit den aktuellen Copilot von Windows 11 ergänzen oder ersetzen. Auch an KI-Computern, auf denen Modelle lokal betrieben werden, wird beispielsweise bei NVIDIA gearbeitet.
Trend 11 – Statt eines Plateaus sehen wir weitere Fortschritte in der LLM-Performance:
Vor kurzem wurde noch die befürchtet, LLMs würden in naher Zukunft stagnieren. Unternehmen wie OpenAI haben mit dem o3-Modell gezeigt, dass sich die Effizienz noch deutlich weiter steigern lässt. Selbstständige KI-Agent*innen revolutionieren mittlerweile die Arbeitswelt. Anthropic-Mitgründer Jack Clark erwartet für 2025 eine deutlich beschleunigte Entwicklung. OpenAI arbeitet aktiv an einer AGI.
Trend 12 – LAMs und CUAs übernehmen die Kontrolle auf deinem Desktop:
Zusätzlich zu den bereits vorgestellten AI Agents gibt es Large Action Models (LAMs) und Computer-Using Agents (CUAs). LAMs und CUAs können, anders als KI-Agent*innen, auch unspezifische Ziele verfolgen – beispielsweise die Suche nach Restaurants. LAMs agieren interaktiv und können Werkzeuge und Funktionen dynamisch nutzen. Das bedeutet, dass sie ebenfalls Software bedienen und Datenquellen abfragen können. Sie besitzen die Fähigkeit der Generalisierung und können mit der Zeit Verständnis für die Prinzipien von Aufgaben entwickeln und diese in neuem Kontext anwenden. Ein Beispiel hierfür ist die LAM Rabbit R1, welche beispielsweise selbstständig Termine reservieren und Webbrowser bedienen kann.
05 Corporates & Start-Ups
Trend 13 – Deutschland plant ein KI-Rechenzentrum:
Statworx prognostiziert für 2025 den Entschluss der Bundesregierung, ein neues KI-Rechenzentrum zu bauen. Es ist wichtig, dass Deutschland im internationalen Vergleich mit den USA und China nicht zurückfällt. Ebenfalls kündigte Microsoft an, in den nächsten zwei Jahren 3,2 Milliarden Euro in den Ausbau seiner Cloud-Rechenzentren in Deutschland zu investieren.
Trend 14 – AI Governance wird zum Wettbewerbsvorteil:
Unternehmen, welche Prozesse, Standards und Leitfäden etablieren, die sicherstellen, dass KI sicher und ethisch eingesetzt wird, genießen größeres Vertrauen von Kund*innen und setzen KI-Technik besser ein. Laut einer aktuellen Studie äußern 57 % der deutschen Unternehmen Bedenken bezüglich der Verwendung von sensiblen Daten in KI-Modellen. Diese Zahlen zeigen, wie wichtig solche AI-Governance-Maßnahmen sein können.
Trend 15 – Einem deutschen KI-Start-up gelingt der globale Durchbruch:
In diesem Jahr könnten Unternehmen wie Mistral oder Aleph Alpha durch strategisch sinnvolle Partnerschaften oder staatliche Zuschüsse die internationale Bühne erobern. Zwar kommen die meisten international erfolgreichen Firmen aus den USA, allerdings haben europäische Start-ups wie Spotify gezeigt, dass es auch hier für Gründer*innen möglich ist, groß rauszukommen. Das deutsche Start-up Black Forest Lab konnte sich mit seinem Bildbearbeitungsprogramm 200 Millionen US-Dollar von amerikanischen Investor*innen sichern. Damit wäre das Start-up auf Platz drei der am besten bewerteten deutschen KI-Start-ups hinter Helsing und DeepL.
Trend 16 – Die Ära günstiger KI ist vorbei:
Zwar zeigen Open-Source-Modelle wie DeepSeek, dass KI durch effizientere Architektur auch günstig eingesetzt werden kann, dennoch ist mit einer Zunahme von KI-Preisen in den nächsten Jahren zu rechnen. Die Ausgangslage ist zwar mit vielen verschiedenen Anbietern für Kund*innen recht gut, dennoch haben KI-Anbieter wie Meta oder OpenAI bereits angekündigt, ihre Monetarisierung voranzutreiben. Kaum verwunderlich – schließlich steigen die Kosten für den Betrieb komplexerer KI-Modelle mit größerer Rechenleistung immer weiter. OpenAI-CEO Sam Altman gab bereits zu, dass die Preisgestaltung von ChatGPT bisher zu Verlusten geführt hat. Unternehmen und Investor*innen pokern darauf, dass Verbesserungen der KI auch zu höherem Einkommen führen werden.
Fazit
Abschließend lässt sich sagen, dass die Popularisierung von künstlicher Intelligenz zu enormen Umbrüchen führt. Kaum eine Technologie zuvor hatte ein derart disruptives Potenzial. Jedes Jahr sorgt für unzählige Fortschritte und Veränderungen. Genau deswegen ist es wichtig, sich der aktuellen Trends im Bereich bewusst zu sein, um neue Entwicklungen stets strategisch evaluieren zu können.
Der AI Trend Report lässt sich unter statworx.com herunterladen.